@anon13523503
Da weiß ich ehrlich gesagt grade wieder nicht so recht, wo ich überhaupt ansetzen soll. Darin steckt für mich wieder so viel Whataboutism, merkwürdige Annahmen, Zusammenwürfe und Schlüsse, womit wieder gefühlt nichts und alles gesagt wird. Aber nun gut, ich versuche trotzdem mal drauf einzugehen. Aber nicht auf alles.
Erstmal vorweg, ich liebe Kunst und Kultur. Ich gehe gerne und viel neben Kino ins Theater und in Museen. Wenn der Fernseher läuft, ist es tatsächlich meist 3Sat oder Arte (ohne Witz diesmal). Ich liebe auch Kabarett. Mein Lieblingskabarettist ist Hagen Rether (was vermutlich nicht verwunderlich ist) und Serdar Somuncu fand ich lange Zeit auch super, war richtig geflasht, als ich das erste Mal auf den aufmerksam geworden bin. Lang ist’s her. Ich mag es auch wenn Kabarett hart ist, wenn man mit einem mulmigen Gefühl im Bauch nach so einem Abend nach Hause geht. Gerade auch, wenn ich mich in dem Negativen wiedergefunden habe.
Es blutet mir das Herz, wie die Szene grad strugglet und irgendwie komplett hintenüberfällt. Kunst und Kultur gehört für mich geschützt und kuratiert, damit sie vor allem möglichst offen und vielen zugänglich ist und uns erhalten bleibt. Hindsight is a gift.
So egal, dazu fühlte ich mich grade etwas genötigt, ABER…
Kunst und Kultur findet für mich nicht außerhalb der Gesellschaft statt, sondern ist immer mittendrin und spiegelt sie wider. Es findet auch nie außerhalb irgendwelcher politischen oder kapitalistischen Machtstrukturen statt, sondern wechselwirkt und beeinflusst auch immer und wird beeinflusst. Kunst und Kultur reagiert auch immer auf Zeitgeist, bildet und verändert Meinungen, ist Teil der Gesellschaft, fest darin verankert und schwebt nicht sakrosant über dieser. Kunst resoniert. Die Resonanz ist dabei aber genauso frei und darf von Applaus bis zum Tomate werfen alles abbilden (im übertragenen Sinne, keine Gewalt). Die Annahme Kunst sollte für sich alleine stehen ist für mich totaler Quatsch und nur weil jemand mit Mikrofon auf der Bühne in einem „künstlerischen“ Rahmen steht, ist er dadurch nicht unangreifbar.
In einer Gegenwart, in der wieder schmerzlich bewiesen wird, warum unsere Synagogen noch mit Maschinengewehren beschützt werden müssen, darf man eine Kabarettistin wegen Judenwitzen ausladen. Wenn Sexismus und Gewalt gegen Frauen noch immer ein großen gesellschaftliches Problem darstellt, darf man auch als Fan einen Serdar Somuncu wegen sexistischem Bullshit scheiße finden und sich erstmal nichts mehr von ihm geben wollen. Egal welchen metaebenen Punkt er damit im Kontext machen wollte.
Wenn man einen Dieter Nuhr über seiner Zeit hinaus empfindet und nicht mehr tragbar, dann darf man auch fordern, dass er seine Sendezeit abgeben möge. Das ist alles völlig in Ordnung, denn Kunst und Kultur muss auch immer in dem gesellschaftlichen Diskurs eingeschlossen werden und für mich persönlich grade dann, wenn sie auf die Kosten schützenswerter Teile der Gesellschaft geht. Es ist eben nicht nur die Kunst, die schützenswert ist.
Ich finde es gut, wenn ein Dieter Nuhr mit seiner hetzerischen Scheiße in Ungnade fällt und sogar mein Vater letztens meinte, er guckt den nach jahrlangem Fansein nicht mehr gerne (ohne mein Zutun, ich schwöre). Weil es immer auch zeigt, wo unsere Gesellschaft grad steht und das hat nichts mit Aushalten zu tun, sondern auch mit einer stabilen Grundlage.
Auf das symbolische Social Media Ding möchte ich erstmal nicht eingehen, da ist für mich wieder zu verworren zusammengewürfelt, als dass ich da grad in meiner Argumentation noch stringent rauskomme. Zumal ich mich nicht angesprochen fühle, da ich kein Social Media nutze. Ätsch!
Und für ein bisschen Kunst und Kultur zum Abschluss, lasse ich noch Hagen Rether da